15. Oktober 2024

Google schickt mit BARD einen ChatGPT Konkurrent ins Rennen – war das alles? #183

Es hatte sich in den letzten Tagen angedeutet. Google schickt in Kürze mit BARD einen Konkurrenten für ChatGPT ins Rennen. Google hat bereits vor sechs Jahren damit begonnen, sich mit künstlicher Intelligenz zu beschäftigen. Seit einigen Monaten hat sich die Welt rund um KI in Verbindung mit der Texterzeugung grundlegend geändert. Innerhalb kürzester Zeit hat es OpenAI mit ChatGPT geschafft, Millionen Menschen zu beeindrucken, wie einfach und schnell ein Text durch künstliche Intelligenz geschrieben werden kann. Nur wenige Monate nach der Veröffentlichung von ChatGPT nutzen bereits über 100 Millionen Menschen das KI-Chat-System.

BARD ist die Antwort von Google auf ChatGPT

Wie Google vor wenigen Tagen nun mitteilte, wird KI auch bei Google künftig eine zentralere Bedeutung finden. Bereits vor zwei Jahren zeigte Google unter dem Namen LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) sein Sprachmodell und forschte seither weiter intensiv daran, wie KI und Sprache bzw. Text in Zukunft in Zusammenarbeit funktionieren kann. Auf Basis des Sprachmodells wird Google sein eigenes Chat-Bot-System namens BARD betreiben und damit ChatGPT Konkurrenz machen.

Was ist LaMDA genau?

LaMDA ist ein Sprachmodell, was für den Einsatz von Dialog-Anwendungen entwickelt wurde. Es wurde trainiert, um natürliche, informationsreiche Antworten auf Fragen zu generieren, die auf einer breiten Palette von Themen basieren. LaMDA nutzt fortgeschrittene Technologien wie Transformer-Modelle und hat das Potenzial, eine Vielzahl von Anwendungen zu unterstützen, von Chatbots bis hin zu virtuellen Assistenten.

Was ist ein Transformer Modell?

Ein Transformer Modell ist eine neuronale Netzwerk-Architektur, das für die Verarbeitung von sequentiellen Daten entwickelt wurde, wie z.B. Text oder Sprache. Das Model verwendet eine spezielle Technik namens „Self-Attention“, um Beziehungen zwischen Elementen in einer Sequenz zu verstehen, ohne dabei die volle Sequenz zu berechnen. Dadurch kann es lange Sequenzen effizient und genau verarbeiten.

BARD wird innovative Wege gehen und sich von ChatGPT unterscheiden

BARD basiert also auf der einen Seite auf dem Sprachmodell von Google. Was BARD aber entscheidend von ChatGPT unterscheiden wird – BARD kombiniert die Kraft der Sprachmodelle mit aktuellen Ergebnissen.

BARD basiert nicht nur auf einem Sprachmodell, sondern berücksichtigt auch aktuelle Ergebnisse, die Google sich aus dem Internet zugänglich machen kann. Somit wird BARD eher den Charakter einer Suchmaschine haben und einen großen Nachteil von ChatGPT aufgreifen können. ChatGPT basiert auf dem Sprachmodell GPT 3, was Daten bis 2021 berücksichtigt. Die vierte Generation GPT-4 soll aller Voraussicht im Laufe des Jahres erscheinen. Ein genaues Datum steht allerdings noch nicht fest.

BARD soll mit einer vereinfachten Lösung starten und sukzessive die Testergebnisse und Feedback der Nutzer in ein weiterentwickeltes System dann einfließen lassen. Das ist laut Google sinnvoll, um so nicht zu viel Serverlast zu produzieren und in eine schnellere Skalierbarkeit zu gelangen.

Google greift auf wesentlich mehr Erfahrung zurück und kann Erkenntnisse von BERT und Mum einbringen

Mit BERT hat Google bereits seit einigen Jahren KI in seine Suchmaschine integriert. Dadruch ist Google bereits seit einiger Zeit in der Lage, menschliche Sprache besser zu verstehen und so bessere Suchergebnisse auszusteuern. Vor zwei Jahren wurde BERT praktisch weiterentwickelt und mit MUM ist ein Produkt geschaffen worden, was laut Google 1.000 Mal leistungsstärker ist als BERT. Google arbeitet an unterschiedlichen KI-Technologien – wie LaMDA, PaLM, Imagen und MusicLM – um mit Sprache, Bildern bis hin zu Video und Audio besser umgehen zu können. Der erste Schritt der neuen KI-Technologie soll nun in der Suche ausgerollt werden. Weitere Ausbaustufen sind geplant und werden sicherlich auch w eitere Fortschritte bedeuten. Es bleibt alsi spannend.

BARD für „No One Right Answer“ relevant

Google hat in einem Videobeitrag noch mal explizit darauf hingewiesen, dass die Kombination aus „KI“, also BARD und den aktuellen Suchergebniselementen der USP für den Nutzer darstellen kann. Insbesondere, wenn es um sogenannte „No One Right Answer“ geht. Also um Inhalte, wo es nicht unbedingt eine direkte Antwort gibt und ein tieferes Verständnis, ein rationaleres Abwägen notwendig ist.

Was ist aber der größte Vorteile von BARD gegenüber ChatGPT?

ChatGPT ist für viele ein herausragendes System, was allerdings immer nur einen Blickwinkel zulässt. Basierend auf dem Sprachmodell, ohne Quellenangabe, ohne eine Garantie auf Richtigkeit und immer nur mit dem Datenstand, den GPT-3 aktuell eben bietet.

Google will hier etwas anders herangehen. Die Google-Suche wird wohl mit BARD ein Werkzeug erhalten, dass auf der einen Seite KI nutzt, mir aber darüber hinaus auch einen wesentlich breiteren Blickwinkel in ein Thema ermöglicht, da ich zudem die Suchergebnisse von Google angezeigt bekomme. Bedeutet konkret:

  • Sprachmodell + aktuelle Themen
  • Weitere Suchergebnistreffer aus der Suchmaschine, um eine noch breitere Perspektive für ein Thema zu erhalten
  • Links bzw. direkte Quellenangaben, um Seriosität und Quelle rational beurteilen zu können

Google wird LaMDA und andere Modell gezielt für Entwickler zur Verfügung stellen

Durch die verschiedenen Sprachmodell wird Google sehr breit aufgestellt sein. Nicht nur für Text, sondern eben auch für Bilder, Videos und Audio. Ab März 2023 will Google daher Entwickler und Unternehmen gezielt unterstützen, um mithilfe der verschiedenen Sprachmodelle eigene innovative KI-Anwendungen zu entwickeln.

Was passiert mit dem Geschäftsmodell von Google?

Ein Grund, weshalb Google mit einem eigenen KI-Chat-Bot-System hinter dem Berg gehalten hat, ist sicherlich das eigene Geschäftsmodell. Denn immerhin rund 80 Prozent des Umsatzes erzielt Google aus dem Anzeigengeschäft in der Suche. Und da in KI Texte keine Anzeigen implementiert werden bzw. gezielt ausgesteuert werden können, hat Google sich sicherlich zurückhaltend gezeigt. Wie sich das in Zukunft verändern wird, bleibt abzuwarten und ist sicherlich eine wegweisende Entscheidung, nicht nur für Google, sondern auch für ChatGPT, Bing bzw. Microsoft.

Langfristig wird ChatGPT Google nicht konkurrenzfähig sein?

Unabhängig vom Geschäftsmodell denke ich, dass OpenAI sich langfristig nicht mit Google messen kann. Abzuwarten bleibt, wie gut die Integration der KI-Funktionen in die Microsoftwelt (Bing und Office) gelingen wird. Auch ein gewisser Anteil, der über 100 Millionen Nutzer, werden bestimmt auf den Pro-Tarif zurückgreifen. Aber reicht das langfristig, um mit Google mithalten zu können?

Meine Meinung sagt mir heute – NEIN. Google arbeitet nicht nur sehr viel länger schon an dem Thema. Google CEO Sundar Pichai hat mal in einem Interview bereits vor Jahren gesagt, wir sind eine AI-Company. Meine These lautet daher, dass Google bereits viel weiter ist als OpenAI / ChatGPT und aus oben genannten Gründen hier nicht den aktiven Schritt in die Öffentlichkeit gegangen ist.

Google arbeitet seit sechs Jahren an dem Thema. Nicht nur was die Serverkapazitäten angeht (hier wird Microsoft schon ähnlich gut aufgestellt sein), sondern insbesondere aufgrund der vorhandenen Daten, wird Google die KI-Funktion völlig anders einsetzen können als ChatGPT dies jemals könnte. Google könnte die Informationen, die von der KI erstellt werden, anreichern. So könnte Google die KI Ergebnisse mit Quellenangaben / Links versehen oder aber auch die interne Bewertung der jeweiligen Quellen in das Suchergebnis einfließen lassen. So könnte Google zumindest die Seriosität einer Quelle noch mal ganz anders bewerten.

Da Sprachmodelle immer ein Plausibilitätsproblem haben werden und schlichtweg Inhalte fehlerhaft sein werden, könnte Google mit zunehmender Qualität eben auch direkte alternative Antworten aus der Google-Suche liefern. Bereits heute ist Google ja schon eine Art Antwort-Maschine und wenn ich zudem einen noch viel breiten Überblick zu einem Thema erhalten, umso besser. Damit würde die Kombination aus KI-Funktionalität und Suchmaschinenfunktionen immer mehr zu einer Symbiose heranwachsen können.

Wird Google ein eigenes Chst-System autark anbieten?

Bisher nicht bestätigt, jedoch haben wir in dem Video sehen können, dass der Kollege, der die Präsentation umgesetzt hat, auf ein ähnliches Chat-Frontend zugegriffen hat, wie wir es bei ChatGPT kennen. Was ich davon halten soll, keine Ahnung und bleibt abzuwarten.

Google’s Reaktion auf ChatGPT eher enttäuschend

Insgesamt hört sich die Neuerung erst einmal gut an. Was Google aber bisher der Öffentlichkeit gezeigt hat, war eher ernüchternd. KI Text in den SERPs und darauf folgend die „normalen“ Suchergebnisseiten. Zu wenig, aus meiner Sicht. Hier muss Google mehr liefern und ich bin sicher, dass die Pressemitteilung aus dem Druck, der durch ChatGPT entstanden ist, kurzfristig von Google entwickelt wurde. Ohne vielleicht heute die finale Lösung schon präsentieren zu können / wollen?

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thomas

Thomas Ottersbach ist Gesellschafter und Geschäftsführer des SEO Tool Anbieters PageRangers GmbH. Mit PageRangers können Einsteiger wie Fortgeschrittene die Sichtbarkeit ihrer Website analysieren, diese optimieren und weitere nützliche Funktionen nutzen. Thomas betreibt SEOSENF in erster Linie als SEO Podcast für Einsteiger und Fortgeschrittene. In seinem Business-Podcast "Digitales Unternehmertum" spricht Thomas über seine Erfahrungen als Unternehmer, bespricht passende Themen und hat immer wieder inspirierende und tolle Unternehmer:innen und Expert:innen zu Gast. Hört auch hier gerne mal rein.

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